Shorthand Regatten auf der Ostsee - Vegvisir Race und Silverrudder 2022 mit DTYC Beteiligung

Shorthand Regatten auf der Ostsee – Vegvisir Race und Silverrudder 2022 mit DTYC Beteiligung

Lothar Schmidt hat sich den Shorthand-Crew Virus eingefangen. Nachdem er schon letztes Jahr mit der J80 beim Vegvisir Race über 150 sm am Start war, wählte er für die Schnitzeljagd durch die dänische Südsee diesmal eine etwas bequemere X99. Das war gut so, denn die Zweihandregatta zog sich. Nach 12 Stunden bei nix bis weniger schaffte es die knapp 200 Schiffe starke Flotte beim Morgengrauen gerade mal bis nach Svendborg in den Sund. Beim Schlag rüber an die Schleimündung frischte es dann aber knackig auf. Trotzdem es ging in eine zweite Nacht und Lothar war doch froh, mal in eine schöne Koje liegen zu können. Leider hatten sich Schiffseigener Jan Peter und Lothar ordentlich Seegras eingefangen, dass sie zu spät bemerkten. Trotzdem Platz 10 mit einer Zeit von 34h 38min in der Medium Klasse ist ein tolles Ergebnis.

Für Markus Sprick mit der BB10 und Thilo Durach kam das Vegvisir Race zu früh. Bei Markus war das Boot noch nicht fertig, Thilo haderte noch mit den Coronanachwirkungen. Zum Silverrudder wurde dann aber trotzdem nach Dänemark gefahren. Nach den Erfahrungen von 2021 hat Markus Sprick seine BB10 radikal umgebaut. Ein kürzerer Mast ohne Backstagen und neue Segel sollten das Handling als Solosegler deutlich verbessern und der Speed bei den Regatten hier am See überzeugte. Da der Trubel bei 400 teilnehmenden Boot im Hafen von Svendborg beim Einkranen für zwei Binnenpomeranzen zu viel war, wurde das ruhige Nyborg zum Einwassern und die 30 sm bis nach Svendborg als Trainingsschlag und Techniktest genutzt. Als der Wind nach der Hälfte der Strecke auf knapp 30kn sprang, zeigte sich bei der J80 alles klar, bei der BB10 manche Baustelle. In eineinhalb Tagen in Svendborg im Hafen kann man viel optimieren und anpassen, aber die Elektronik eines Pinnenpiloten ist zu komplex, das ist beim Solosegeln echt ein schweres Handicap. Der Start der knapp 400 Schiffe in den nach der Bootslänge unterteilten Klasse im schmalen Svendborg-Sund ist eine Schau und als Teilnehmer eine echt spannende Sache. Links und rechts wird es flach dazu fallen die Böen ein und lassen die Boot in die Sonne schießen. Bei den beiden DTYC Yachten ging alles gut, aber die halbe Stunde Vorsprung der J80 da in einer früheren Startgruppe war Gold wert. Mit einer herrlichen westlichen Brise auf dem Schlag nach Nyborg, reichte es gerade so durch den Strom unter der Großen Belt Brücke. Mit gut drei Knoten läuft der Strom von Nord nach Süd, es empfiehlt sich zumindest 3,5 kn schnell zu segeln, um sicher unter der Brücke durchzukommen. Markus musste in ganz mauen Windbedingungen viermal einen Anlauf nehmen, bis es durch den passenden Brückenbogen war. Boot die noch später an der Brücke ankamen, probierten es zum Teil vier Stunden lang. Der Weg Richtung Kattegat war zunächst durch wenig Wind geprägt, aber an der Nordspitze, wo man nach Osten abbiegt frischte es dann wieder auf 25 kn auf. Leider gegen an und leider bei stockfinsterer Nacht. Es braucht ein paar Minuten bis anhand der Farben der tanzenden Topplichter klar wird, wer hier Vorfahrt hat. Markus war das klar, aber der Trimeran, der ihm über das Heck fuhr offensichtlich nicht. Zudem scheint der mittig sitzende Kollege auf dem Mehrrumpfboot den Vorfall gar nicht bemerkt zu haben. An der BB10 wurde es brenzlig, weil der Bug sehr knapp am Achterstag vorbeischrammte. Markus hat angesichts der unklaren Schäden aber cool und verantwortungsvoll gehandelt und den Heimweg nach Nyborg angetreten.
Bei Thilo lief es prächtig, der neue Pinnenpilot von Pelagic ist in der Lage schön am Wind zu segeln und steuert auch die Wellen hervorragend aus. Im Enthusiasmus beging er dann aber einen dummen Fehler. Um das Navigationstablet zu laden, steckte er das Ladekabel erst in die Powerbank , dann den offenen Stecker in eine überkommende Salzwasserwelle und erst dann ins Tablet. Ergebnis, da bruzelte es und kein weiteres Laden war mehr möglich. Zunächst bei der Durchfahrt durch die eindrucksvolle Mittelfahrt bei Frederica noch kein Problem, aber dann war der Akkustand niedrig. Am Anfang war das Handy noch als Backup vorhanden, aber es nutzt den gleichen kaputten Ladestecker und die Navionics  Kartenapp verbraucht viel Strom. Irgendwann als die unbeleuchteten Tonnen zu nahe kamen, entschloss sich Thilo auf einen Konkurrenten zu warten in der Hoffnung, dass dieser das gleiche Ziel hat um in dessen Kielwasser zu segeln, bis der Morgen graute. Nach knackiger Raumschotsfahrt durch die Nacht, war in den ersten Morgenstunden die Einfahrt zum Sund nicht mehr weit. Dann wurde es knifflig, bei wenig Wind und viel Strom wurden die letzten 500m zu einer echten Herausforderung. Es ist ein erstaunlicher Anblick wenn Yachten zwar flott durchs Wasser segeln, aber eben nach hinten treiben. Viele warfen Anker, um auf besseren Wind zu warten. Thilo entschloss sich die J in weichen Grund zu setzen. Das hört sich geplanter an als es war, in Wirklichkeit hatte er Glück, dass mit dem nächsten Squall aus einer Regenwolke sich das Boot wieder freisegelte, in einer idealen Position für den Zielmarathon war und nach zweitstündigem Kampf mit der Strömung gut aus der Sache herauskam.
Solosegeln ist sehr befriedigend wenn alles geklappt hat, man hat ja alles selber gemacht. Schade wenn es nicht so funktioniert hat, dann fehlen die Vorschoter die alles falsch gemacht haben….
So gesehen lief mit Platz 22 in der Klasse der small keelboats gut.

Wenn es Interesse gibt würden Lothar, Markus und Thilo mal einen kleinen Vortrag über so ein “kleines Offshore-Erlebnis” halten.