470er Theresa Löffler und Christo Hoerr blicken auf 2022 zurück

470er Theresa Löffler und Christo Hoerr blicken auf 2022 zurück

Das Jahr 2022 ist zu Ende und wir wollen an dieser Stelle einmal die vergangene Saison Revue passieren lassen.

Für die, die noch nicht wissen, wer wir sind: Wir, das sind Theresa Löffler (22) und Christo Hoerr (24), das Team mit der Segelnummer GER-50. Wir kennen uns schon seit den Opti- und 420er-Zeiten und segeln seit 2019 zusammen 470er. Unser Ziel ist die Teilnahme an den olympischen Spielen.

Seit 2020 haben wir in der neu geschaffenen 470 Mixed-Trainingsgruppe des German Sailing Teams trainiert und uns bei der EM Anfang 2021 einen Platz im Bundeskader ersegelt. Für das restliche Jahr 2021 haben wir beide unseren Fokus auf das Studium gelegt. Theresa konnte ihr Bachelor-Studium Technologiemanagement entscheidend voranbringen und Christo das Zahnmedizinstudium abschließen. So sind wir dann Ende 2021 wieder ins 470er Training eingestiegen und haben uns von da an voll auf das Segeln konzentriert.

2022 war ein besonderes Jahr für uns, denn es war das erste Jahr, in dem wir beide uns voll und ganz auf das 470er Segeln konzentriert haben. Wir haben insgesamt circa 200 Tage auf dem Wasser verbracht und sind an 35 weiteren Tagen auf Reise gewesen.
Begonnen hat unser seglerisches Jahr 2022 am 09. Januar mit unserer Fahrt nach Lanzarote. Nach 30 Stunden auf der Straße von Tutzing nach Cadiz folgten anderthalb Tage auf der Fähre von Cadiz nach Lanzarote. Auf Lanzarote angekommen haben wir im Januar und Februar fleißig bei meist starken Winden und hoher Welle trainiert.

Unsere zweite Station der Saison war Palma de Mallorca. Hier haben wir im März trainiert und anschließend an der Princess Sofia Regatta, der ersten großen Regatta seit den letzten Olympischen Spielen, teilgenommen. Bei sehr starken (und kalten) Winden konnten wir uns hier für die Goldfleet qualifizieren und beendeten die Regatta zufrieden auf Platz 22 von 66.
Von Mallorca ging es dann nach Hyeres in Frankreich, wo Ende April die Semaine Olympique Francaise stattfand. Hier lief es bei uns leider nicht so wie erhofft und nach einer Kenterung und einem gerissenen Spinnaker gingen wir auf Platz 29 von 50, dem 3. Platz im Silber Fleet, aus der Regatta heraus.

Im Mai trainierten wir für 2 Wochen in Marseille, dem Olympiarevier für 2024. Die Bucht Marseille ist ein sehr ungewöhnliches Revier. Sie ist von hohen Bergen umgeben und in ihr liegen große Inseln, was zu sehr speziellen Windbedingungen führt. Hinzu kommt eine diffuse Wasserströmung durch die Bucht, die oft gegen den Wind steht und auch mitverantwortlich für das sehr chaotische Wellenbild vor Ort ist. Es lohnt sich viel Zeit in diesem speziellen Revier in Vorbereitung auf die nächsten Olympischen Spiele zu verbringen.
Ein besonderer Tag in unserem Jahr 2022 war der 30.Mai. An diesem Tag konnten wir unser neues Boot “Angie” bei der Bootswerft Ziegelmayer in Hamburg abholen. Nachdem wir bis dahin beide auf etwas älteren 470ern unterwegs waren, haben wir uns sehr auf den Moment gefreut, an dem wir das erste Mal auf unserem neuen Boot saßen. Nach mehreren Tagen des Bootsbaus war es am 3. Juni final soweit. Ein tolles Gefühl – wir waren hin und weg von unserer Angie. Im Anschluss haben wir an der Kieler Woche teilgenommen. Hier haben wir mit dem 11. Platz von 37 leider knapp das Medal Race verpasst, hatten aber insgesamt eine gute erste Regatta mit Angie.
Im Juli und im August führte unser Weg wieder für 2 Trainingslager nach Marseille, bevor wir nach einem weiteren Training in Kiel unsere beiden Boote für die EM und die WM auf große Reise schickten.

Für Adonis, unser älteres Boot, ging es von Kiel zunächst nach Triest und von dort aus per Fähre nach Cesme in der Türkei, wo im September die Europameisterschaft stattfand. Angie wurde für die WM per Container Richtung Israel geschickt.
Unsere Zeit in der Türkei startete mit dem üblichen Vortraining. Nach ein paar Trainingstagen nahmen wir noch an der Türkische Meisterschaft teil, die ebenfalls in Cesme ausgetragen wurde. Und dann ging es auch schon los mit der EM, die mit zwei windigen Tagen startete. Auf Platz 18 liegend konnten wir uns dann für das Gold Fleet qualifizieren und die erste Hürde war somit gemeistert. In den folgenden Tagen in der Goldfleet lief es dann leider nicht mehr so richtig gut und zu allem Überfluss wurde Thesi am vorletzten Tag noch von einer orientalischen Hornisse in die rechte Hand gestochen, was zu einer starken Schwellung ihrer Hand führte. Wir segelten die Regatta trotz dieser Einschränkung zu Ende und erreichten den 25. Platz. Trotz allem schlossen wir die Regatta mit einem guten Gefühl ab und waren zufrieden mit unserer Zeit in der Türkei.

Nach einer Erholungspause und einem Trainingslager in Kiel flogen wir schließlich am 10. Oktober nach Tel Aviv. Gerade angekommen und “daheim” eingerichtet, kam dann am nächsten Tag die Überraschung: Christo hatte leider einen positiven COVID-Test. Das bedeutete erstmal Isolierung, Schonung und kein Segeln fürs Erste. Zum Glück war der Verlauf bei ihm relativ mild und die Tests schnell wieder negativ, sodass wir vor der WM zumindest noch ein paar Tage Segeln konnten. Trotzdem war die zunächst mit 2 Wochen Training vor Ort angesetzte Vorbereitung natürlich alles andere als optimal und wir starteten nicht mit dem besten Gefühl in die WM.
Ob es final tatsächlich die verkürzte Vorbereitung oder mehr Kopfsache gewesen ist, wissen wir nicht, denn tatsächlich verlief unser Start in die WM ziemlich holprig. Nach drei schlechten Rennen und einem fragwürdigen Frühstart konnten wir uns leider nicht für die Gold Fleet qualifizieren. In der Silber Fleet angekommen fanden wir uns jedoch ein und arbeiteten uns mit einer konstant guten Serie von Platz 51 auf Platz 33, den dritten Platz im Silber Fleet, nach vorne. Das war ein versöhnlicher Abschluss für uns, gerade da im Silberfleet auch mehrfache Teilnehmer der Olympischen Spielen sowie ehemalige Weltmeister mit dem goldenen 470er Logo im Segel gegen uns antraten. Highlight der WM für das deutsche Team war der Gewinn der Weltmeisterschaft durch das Team Wanser/Autenrieth und der deutsche Sieg bei der Nations-Trophy. Auch die weiteren Top 10 Platzierungen der Teams Diesch/Markfort sowie Winkel/Winkel stachen heraus. Herzlichen Glückwunsch. Wir sind wahnsinnig stolz, Teil einer so starken Trainingsgruppe zu sein. Keine andere Nation hat im Moment so viele 470er Teams auf diesem hohen Niveau.

Nach der WM stand erstmal eine Pause an und so war der November dann ein segelfreier Monat für uns, den wir für Erholung, Studium und Doktorarbeit genutzt haben. Auch wurde die diesjährige Saison nochmal besprochen und wir haben Pläne für die neue Saison geschmiedet.
Anfang Dezember waren wir dann in einem zweiwöchigen Trainingslager in Sanremo in der Marina degli Aregai. Hier wird kommendes Jahr im Mai auch die Europameisterschaft stattfinden. Anschließend ging es für uns beide nach Hause, um die Weihnachtstage mit unseren Familien zu genießen.

Wir freuen uns sehr auf das kommende Segel-Jahr, das wieder mit Trainingslagern auf Lanzarote beginnen wird. Der Höhepunkt von 2023 wird die Weltmeisterschaft in Den Haag sein, bei der bereits die ersten Nationenplätze für die olympischen Spiele 2024 vergeben werden. Hier werden wir als deutsches Team gut zusammenarbeiten, um uns einen dieser heißbegehrten Plätze für unsere Nation sichern zu können.

Besonders dankbar sind wir neben dem Deutschen Segler-Verband und dem Bayerischen Seglerverband auch unseren Vereinen DTYC und SCBC, die uns seit Jahren tatkräftig unterstützen. Auch bei unserem Trainer Marek Chocian möchten wir uns für seinen Einsatz bedanken.
Für jede Menge Video und Bilder von dieser Saison könnt ihr gerne auf unserer Website www.470team.de oder unserem Instagram (470team_loeffler.hoerr) oder Facebook vorbeischauen. Es ist auch das ein oder andere Video zum Schmunzeln dabei 😉

Seglerische Grüße,
Thesi und Christo